Der neue Vorstandsvorsitzender Matthias Tillmann (40) stellt angesichts der finanziellen Krise des Zweitligisten FC Schalke 04 alles auf den Prüfstand – selbst ein Verkauf der Marketing- und Cateringrechte.
"Ich habe einen großen Vorteil: Ich komme von außen herein, stehe allem neutral gegenüber und sage: Lasst uns alle Optionen auf den Tisch legen. Dann werden wir entscheiden: Ergibt ein Verkauf Sinn oder macht etwas anderes mehr Sinn? Nicht nur aus wirtschaftlicher Perspektive, auch inhaltlich", sagte Tillmann den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Maximal zwei weitere Jahre in der 2. Bundesliga könne der Tabellen-14. ohne Probleme verkraften. Aber Tillmann sagte: "Wenn wir längerfristig Zweite Liga spielen, werden wir gezwungen sein, etwas zu machen."
Für die Suche nach einem Hauptsponsor arbeiten die Schalker bereits mit einer Vermarktungsagentur zusammen, wie Tillmann verriet. Der Vertrag mit Veltins endet am 30. Juni 2024.
Die finanzielle Not sei dem neuen Sportdirektor Marc Wilmots (54) deutlich gemacht worden: „Wir haben ihm transparent gesagt, dass er nicht erwarten kann, dass er als Sportdirektor kommt und wir ihm Koffer voll Geld hinstellen.“
Auch die Strukturen auf der Geschäftsstelle will Tillmann verändern: „Wir haben immer noch eine Struktur, die an Champions-League-Zeiten erinnert, mit dem Abstieg wurde sie nicht zwangsweise reduziert, um sich auf die Kerngeschäfte zu fokussieren. Wollen und können wir die Sachen in der Breite als Zweitligist noch so machen? Oder sollten wir uns nicht darauf fokussieren, wieder aufzusteigen?“
Eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl sei, so Tillmann, „nicht der primäre Fokus.“ Er ergänzte: „Wir können mit dem gleichen Einsatz viel mehr herausholen, wenn wir enger verzahnt sind und nicht so stark in Silos denken wie jetzt.“
Den Vorwurf, er sei eine Marionette des Aufsichtsratsvorsitzenden Axel Hefer (45), beide arbeiteten jahrelang im Vorstand des Reisevermittlers Trivago zusammen, wies Tillmann energisch zurück: „Ich bin Matthias Tillmann, nicht Axel Hefer. Ich würde nicht irgendwo hingehen, um für irgendjemanden eine Rolle einzunehmen.“ Er sei ganz normaler Teil des Bewerbungsprozesses gewesen – und der ganze Aufsichtsrat habe entschieden, nicht Hefer allein. „So wie ich das wahrgenommen habe, hat er sich eher zurückgehalten“, sagte Tillmann.